
„Mein Alleine-Weggehen-Experiment konfrontierte mich mit einem interessanten Aspekt: Was es bedeutet, in Würde Single zu sein. „Früher“, zu Schul-, Studentenzeiten und noch viele Jahre später, hatte Weggehen und Nachtleben für mich oft etwas Maßloses – lange und spät feiern, viel trinken, oft abschleppen. Mit den unangenehmen Konsequenzen für den nächsten Tag: Ziemlich hinüber zu sein, körperlich und mental verkatert. Und genau das wollte ich nicht mehr. Also: den Spaß, das Tanzen, die Ausgelassenheit ja – die Konsequenzen: nein.
Die Frage war nur: Kann man das eine ohne das andere haben?
Die Lösung erwies sich als denkbar einfach: Kurz und früh feiern, wenig trinken, nicht abschleppen. Relativ zu Beginn meines Experimentes letztes Jahr schlug ich kurz nach Türöffnung gegen 23 Uhr im (leider nicht mehr existierenden) EdMoses auf. Der Laden war um diese Zeit noch gähnend leer – bis auf eine ausgelassene Junggesellenabschieds-Truppe. Ein Männerpulk und Anlass also, in die man unter normalen Umständen als Singlefrau vielleicht eher nicht geraten will. Mein Gefühl aber gab Entwarnung und so steuerte ich auf direktem Wege den flaschenbeladenen Männertisch an. Natürlich wurde ich willkommen geheißen, sofort in mehrfache parallele Gesprächsstränge verwickelt – und hatte im gleichen Zug einen dicken Longdrink in der Hand. Es war definitiv eine gute Entscheidung gewesen. Die Jungs waren supernett, die Stimmung dem Anlass gemäß ausgelassen und um Drink-Nachschub hätte ich mir die ganze Nacht keine Sorgen mehr machen müssen. Recht bald ging es auf die Tanzfläche, inklusive Paartanz zu feinsten Hiphop-Beats. Der Laden gefiel mir super, entspanntes Publikum, bunt gemischt.

Das EdMoses verließ ich gegen 2 Uhr, nach Atomic und Tanz war ich gegen eins zu Hause. Also dann, wenn die Party eigentlich erst so richtig losgeht. Aber wenn ich ehrlich bin, dann sind auch die eins, zwei, maximal drei Stunden, die ich in München ausgehe völlig ausreichend als kleine, für mich so wertvolle Auszeit von den Alltagsroutinen und mütterlichen Pflichten. Wenn ich die weitgehend durchtanze, bin ich eh geschafft. Die ein, zwei Drinks, und nicht mehr, sind genau richtig für ein wenig Party-Nostalgie. Und wenn die Musik gerade noch so gut ist, mein Traummann mir gerade entgegenkommt, und die Happy Hour winkt – sie werden wiederkommen (sowohl die Musik, als auch der Traummann, als auch die Happy Hours). Es ist ein gutes Gefühl, der rauschenden Versuchung zu widerstehen – und dankbar für den tollen Abend, stolz auf das gute Gespür für das richtige Maß, nach Hause zu radeln.
Würde bedeutet für mich nicht, jederzeit erhaben über den Dingen zu schweben. Würde bedeutet für mich: sich das Spielen zu gönnen, unvernünftig zu sein – und zur gleichen Zeit bei sich zu bleiben und auch in vermeintlich kleinen Dingen gut und achtsam mit sich zu sein.





