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7 Psychos
Martin McDonagh (USA/GB 2011)
Eigentlich ist Martin McDonagh einer der bedeutenden irischen Theaterautoren der Gegenwart. Nach dem überraschenden Erfolg seiner Krimi-Komödie „Brügge sehen… und sterben?“ aber verfolgt er auch eine zweite Karriere als Drehbuchautor und Regisseur. Mit „7 Psychos“ inszenierte McDonagh erneut eine schwarze (rabenschwarze!) Komödie um Gangster, Psychopathen und Quartalsirre. Als Darsteller verpflichtete er Freunde: Colin Farrell war schon beim Kino-Debüt dabei, Christopher Walken spielte in seinem letzten Theaterstück die Hauptrolle, und mit Tom Waits arbeitet er gerade an seinem ersten Musical. - Für Genre-Fans Pflichtprogramm!
Darsteller: Colin Farrell, Sam Rockwell, Christopher Walken, Woody Harrelson, Tom Waits, Abbie Cornish, Olga Kurylenko
Länge: 109 Minuten
Filmkritik:
Es läuft gerade einfach mies für Drehbuchautor Marty (Colin Farrell): Dass er vielleicht nicht nur einfach gerne trinkt, sondern ein echtes Alkoholproblem hat, will er sich nicht eingestehen; und mit dem neuem Drehbuch geht‘s nicht voran. Er will einen Thriller schreiben, der zwar von Psychopathen handelt, aber ohne die üblichen Gewaltfantasien auskommt. Menscheln soll es. Das findet Martys bester Kumpel Billy (Sam Rockwell) nun wieder bescheuert. Für ihn muss es vor allem krachen, und er bietet Marty seine Hilfe dabei an, interessante Killertypen zu finden. Als Billy mit seinem Kompagnon Hans (Christopher Walken) den Hund von Gangsterboss Charlie (Woody Harrelson) entführt, geht das Trio allerdings selbst mit einem durchgeknallten Irren auf Tuchfühlung.
Martin McDonagh schreibt in seinem „Hauptberuf“ Theaterstücke. Schwer zu sagen, ob ihn das automatisch zu einem ernsthaften Mann macht. Dass er über die Thriller-Stoffe, die er für das Kino schreibt und verfilmt, sehr ernsthaft nachdenkt, darf indes nicht bezweifelt werden. Erst recht sollte darüber nicht der irrsinnige Witz hinwegtäuschen, der seine Filme prägt. In „Brügge sehen… und sterben“ spielen Brendan Gleeson und Colin Farrell zwei des Tötens müde Killer – einer will sich aus Schuldgefühl gar das Leben nehmen. Das Finale vollzieht sich auf einem Filmset. In „7 Psychos“ nun dreht McDonagh die Schraube der Selbstreflexion ein ganzes Stück weiter: Der Film funktioniert auf der Ebene eines Meta-Thrillers, der ständig über seine Gegebenheiten nachdenkt und diesen Prozess seinen Figuren als Dialog in den Mund legt.
Leider überdreht McDonagh die Schraube diesmal. „Brügge sehen… und sterben“ war trotz der reflexiven Elemente ein atemberaubend konstruierter Thriller. „7 Psychos“ hingegen zerfällt zusehends in seine Einzelteile. Zu viele Figuren, Einschübe, Geschichten, Anekdoten verknäueln sich und lassen nur wenig Spannung aufkommen. Das macht sich vor allem beim Finale in der kalifornischen Wüste bemerkbar, das eher einer Autorenlesung gleicht als einem Showdown. Gleichzeitig nähert sich McDonagh dem Zynismus eines Quentin Tarantino. Ein Mord bedeutet hier wenig, gibt allenfalls Anlass zu Gelächter. Was bei Tarantino funktioniert, steht bei McDonagh der durchaus ernst gemeinten Reflexionsebene im Weg. Dennoch ist „7 Psychos“ für Genre-Fans Pflichtprogramm. Die Dialoge sind zum Niederknien witzig. Und der Film bietet seinen Darstellern eine grandiose Bühne. Aus dem großartigen Ensemble sticht vor allem Sam Rockwell heraus, der eine wunderbare Show als kumpelhafter Typ mit psychotischen Zügen liefert. Der stille Star des Films aber ist Christopher Walken, dem man dringend wieder mehr große Rolle wünscht. Hans hätte leicht als exzentrischer Idiot dastehen können. Walken aber mixt in der Figur Weisheit, Coolness, Melancholie und echte Trauer – all das mit einer ganz in sich ruhenden Zurückhaltung.
Oliver Kaever
Homepage:
http://www.filmkunstwochen-muenchen.de/film-programm/alle-filme/id-7-psychos.html
Anfahrtsbeschreibung:
S/Tram/Ubahn Stachus Hbf Sendlinger Tor
Anmeldeschluss Samstag, 17.08.2013 20:00 Uhr
Kosten
8€
Teilnehmer 2 (keine Männer und 2 Frauen )
Max. Teilnehmer 5 (3 freie Plätze)
Max. Begleitpersonen 1
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